Nachdenkenswertes zu Terminvereinbarungen
Liebe Patienten,
Statistiken zufolge werden pro Praxis mehr als 500 Facharzttermine im Jahr nicht wahrgenommen – Tendenz steigend. Anstand und Verhaltenskodex gehen verloren.
Gefordert wird stets Verständnis. Das habe ich, aber es hat Grenzen.
Hiermit informiere ich Sie, dass ich mich anderen Praxen angeschlossen habe und Patienten nicht weiter betreue, wenn mehr als 2 Termine nicht mind. 24 Stunden vorher abgesagt werden oder die Patientin zu spät zum Termin erscheint.
Ist der Patient neu und nimmt gleich seinen ersten Termin nicht wahr, sagt nicht mind. 24 Stunden vorher ab oder erscheint zu spät, bitte ich, sich einen anderen Facharzt zu suchen.
Andere Praxen verlangen ein Ausfallshonorar, z.B. von 30 Euro. Das ist auch in meiner Praxis als Alternative denkbar.
Vielleicht können Sie sich in folgende Situation hineinversetzen:
Sie sind angestellt und arbeiten in einem Büro, in dem Sie Kunden betreuen. Ihr Chef verlangt von Ihnen, dass Sie 8 Stunden anwesend sind und sagt Ihnen, Sie erhalten nur Geld, wenn die Kunden zu ihrem Termin erscheinen bzw. müssen für jeden nicht wahrgenommenen Termin entsprechend Überstunden machen, um den Verlust auszugleichen. Und Ihr Chef sagt Ihnen, egal wie viele Kunden nicht kommen und auch wenn Sie kein Geld bekommen, Sie müssen sich an den Nebenkosten wie z.B. der Büromiete beteiligen. Sie warten im Jahr zusammengerechnet in Ihrem Büro einen ganzen Monat auf nicht erscheinende Kunden und müssen die entsprechende Zeit als Überstunden abarbeiten. In der Zeit, in der der Kunde nicht zum Termin erscheint, haben Sie keine Freizeit und verdienen kein Geld. Sie kommen so auf weit über 40 Arbeitsstunden pro Woche und das über Ihre ganze Berufszeit. Auch Ihre Urlaubszeit oder Krankheit bedeutet für Sie kein Einkommen.
Und dann fordern Ihre Kunden jeden Tag von Ihnen aufs Neue: Sie müssen Verständnis haben.
Würden Sie so einen Job annehmen?
Die Gesellschaft, jeder Einzelne findet Regeln gut und versteht, dass nur so Gesellschaft funktionieren kann. Phänomen dieser Zeit ist, dass Menschen Regeln gut finden, aber nur für die anderen. Die Zahl derer, die sich selbst als Ausnahme sehen, für die die anderen Verständnis haben müssen, nimmt in heutigen Zeiten deutlich zu.In meiner Praxis werden alle Patienten gleich behandelt, niemand bevorzugt, niemand benachteiligt.
Perioden kann man vorrechnen. Andererseits stellt die Blutung auch kein Hindernis dar, einen Termin wahrzunehmen, d.h. wenn sich genau zum Termin die Ausnahme eines unregelmäßigen Zyklus einstellt, dürfen Sie trotzdem Ihren Termin wahrnehmen.
Staus in Frankfurt, ausfallende Züge, U-Bahnen sind in Frankfurt nicht mehr ungewöhnlich, sondern eher die Regel geworden. Daher sollte man diese Eventualitäten einplanen.
Auch hinsichtlich des Arbeitsplatzes kann man bei der einmal jährlichen Vorstellung beim Gynäkologen eine zuverlässige Vorplanung treffen, z.B. auch Urlaub einplanen oder eine Vertretung einplanen.
Ebenso beim plötzlichen Krankwerden des Kindes, kann ich im Vorfeld mit Angehörigen, Nachbarn etc. sprechen, wer im Falle für 1-2 Stunden die Betreuung des Kindes übernehmen kann.
Bedenken sollten Sie auch, dass viele Ärzte trotz Krankheit zur Arbeit kommen, um für die Patienten da zu sein und sind dann mehr als 8 Stunden in der Praxis und nicht nur für eine kurze Vorstellung.
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Flug gebucht, welche Vorsichtsmaßnahmen würden Sie treffen, um den Flug nicht zu versäumen? Sie finden, einen Arzttermin kann man damit nicht vergleichen? Würden Sie das auch denken, wenn Sie vergleichbar einer Flugreise Kosten hätten, unabhängig, ob Sie kommen oder nicht?
Ich habe Verständnis, wenn Ihre Lebenssituation grundsätzlich solche Planungen nicht möglich macht. ich bitte Sie, sich eine Praxis zu suchen, die auf Ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Wir haben Praxen, die Doppelbelegungen der Termine machen. In solchen Praxen ist das Nicht-Erscheinen kein Problem. Wenn allerdings alle Patienten kommen, müssen Sie auch bereit sein, entsprechend lange Wartezeiten zu akzeptieren. Ich habe keine Doppelbelegungen, sondern der Patienten erhält ein definiertes Zeitfenster und dafür in der Regel kaum Wartezeit. Ökonomisch ist dann aber notwendig, dass Patienten mit ihren Terminen umsichtig umgehen.
Die hohe Erwartungshaltung, ich will Wunschtermine haben, dann kurzfristig entscheiden, ob ich den Termin wahrnehmen kann/will oder nicht, gleichzeitig kurze Wartezeiten habe und wenn ich nicht kommen kann, dann auch prompt in Kürze den nächsten Termin bekomme, ist in Zeiten des zunehmenden Mangels an Ärzten und Facharztterminen (in den nächsten 8 Jahren wird es in Deutschland 30% weniger Ärzte geben und bereits jetzt gibt es in vielen Praxen einen Aufnahmestopp von Patienten) nicht mehr zu leisten.